Mobile Commerce ist in Deutschland – einem der größten Märkte Europas – auf dem Vormarsch. Und es ist kein Ende in Sicht. Trotzdem zeigen aktuelle Statistiken zur individuellen Gerätenutzung, dass Erfolg auf Mobilgeräten nicht selbstverständlich ist – und dass uns ein noch größerer Wachstumsschub bevorsteht.

Weltweite Nutzung digitaler Märkte

Anfang dieses Jahres hat der We-are-social-Bericht „Digital in 2017“ neue Einblicke in die digitale Nutzung und Aktivität in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt gegeben. Vor allem für Wirtschaftsanalytiker und Geschäftsleiter, die für Online-/Offline-Verkaufsstrategien zuständig sind, ist der Ländervergleich äußerst hilfreich.
In Zeiten schneller Marktentwicklung und rascher Veränderungen digitaler Gewohnheiten müssen Strategien regelmäßig kontrolliert und geprüft werden. Die Customer Journey ist mittlerweile sehr unvorhersehbar; also müssen wir unsere Kunden – genauso wie die Märkte – genau beobachten und herausfinden, wer sie sind und wie sie sich entwickeln.

Die digitale Gesellschaft

89% der Gesamtbevölkerung ist online – damit befindet sich Deutschland als eine der digital führenden Nationen 2017 auf dem 6. Platz weltweit. Im Laufe der letzten Jahre hat sich Deutschland seine Position in unmittelbarer Nähe zu Südkorea (90%), Kanada (91%), dem Vereinigten Königreich (92%) und Japan (93%), hinter den USA, der Nummer Eins mit beeindruckenden 99% Internetnutzung, aufgebaut.

Wenn man sich die Soziodemografie ansieht (https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/) und berücksichtigt, dass Deutschland im digitalen Bereich ebenfalls mit einer alternden Bevölkerung kämpft, kann man durchaus sagen, dass die Verbreitung des Internets ihre Grenzen fast erreicht hat.

Die Zahlen zur Internetnutzung können unter Umständen noch um ein oder zwei Prozentpunkte ansteigen, wenn überhaupt: Die Verbreitung des Internets in Deutschland ist weit fortgeschritten. Wachstum kann nicht mehr durch neue Zielgruppen, entstehen die das Internet neu entdecken – denn diese sind längst online aktiv.

Tatsächlich befindet sich Deutschland mit seinen 72% auf dem 3. Platz der aktivsten E-Commerce-Bevölkerungen weltweit, genauso wie Südkorea mit ebenfalls 72%, und gleich hinter dem Vereinigten Königreich mit 77%.

Was das bedeutet: Zum Wachstum der Digitalwirtschaft kann und wird es kommen, wenn – und nur wenn – die 72,73 Millionen Internetnutzer noch mehr interagieren. Und es scheint, als würden sie es tun.

Wachstum im mobilen Bereich

Unsere These wird durch die Tatsache bestätigt, dass die Gesamtzahl der Internetnutzer zwischen Januar 2016 und Januar 2017 nicht gewachsen ist. Doch es gibt ein beeindruckendes zweistelliges Wachstum (+ 17%, eine absolute Zahl von 4 Millionen Nutzern!) in anderen digitalen Kanälen wie z. B. Social Media und im mobilen Bereich!

Während es also keine nennenswerten Veränderung daran gab, wie Computer oder Laptops in das alltägliche Leben integriert werden, haben sich seit letztem Jahr 4 Millionen Menschen dafür entschieden, ein Smartphone zu kaufen und es für ihre sozialen Interaktionen zu nutzen. Das ist in der Tat ein enormes Wachstum in einem bereits mobil- und digital-aktiven Markt.

Wo bleibt das Geld?

Dennoch wird das Wachstum im mobilen Bereich nicht durch tatsächliche Mobilkäufe – d. h. Bezahlvorgänge, die auf einem Mobilgerät stattfinden – widergespiegelt.

Nur 26% aller Deutschen kaufen tatsächlich über ihr Mobiltelefon ein. Damit liegt Deutschland weit hinter seiner digital fortgeschrittenen Peergroup, also Südkorea, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Japan und den USA.

Eigentlich würden wir ähnliche Zahlen für die Nutzung im mobilen Bereiches erwarten. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich der Wachstumsschub im letzten Jahr ausschließlich im mobilen Bereich vollzogen hat, während andere Zahlen gleichblieben. Aber was ist der Grund dafür?

Die Zahlen für digitale Einkaufsaktivitäten und Mobilgerätenutzung sind hoch – es liegt also die Schlussfolgerung nahe, dass Nutzer tatsächlich versuchen, mit ihren Mobilgeräten einzukaufen, es aber einfach nicht funktioniert!

Geld fließt immer dahin, wo Verbraucher ein gutes Kundenerlebnis haben. Schließlich ist Geldausgeben eine Sache des Vertrauens und Kunden sind oft zurückhaltend, wenn die digitale Kauferfahrung nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Das Sprichwort „Und geht es so nicht, dann geht es anders,“ kommt hier zum Tragen. Das bedeutet: Kunden wechseln den Kanal und kaufen auf einer anderen Plattform ein, wenn es mobil zu kompliziert wird.

Kurzum: Die Zahlen des Mobile Commerce sind in Deutschland nicht deswegen vergleichsweise niedrig, weil Verbraucher nicht mit einer Kaufintention surfen, wenn sie auf Mobilgeräten online sind – sie tun es! Aber sie brechen den Vorgang irgendwann ab, weil es ihnen immer noch schwerfällt, den Bezahlvorgang abzuschließen.

Vom mobilen Minimum bis zum *wirklichen* Verstehen des Nutzers

Wenn unsere Vermutung an dieser Stelle stimmt, ist sie eine eindeutige Handlungsempfehlung an alle digital operierenden Unternehmen, Designer und Serviceanbieter: Macht es euren Nutzern einfacher, mobil zu shoppen!

Es reicht nicht, den Inhalt und die Vorgänge in eine andere Bildschirmgröße zu übertragen! Wenn ein Onlineshop über einen mobilen Browser zugänglich ist, heißt das noch lange nicht, dass er leicht zu bedienen ist.

Oft sind die Seiten zu voll, Bilder funktionieren nicht auf kleinerer Skalierung oder müssen gescrollt werden, um sie vollständig erfassen zu können. Schriftarten und Schaltflächen passen sich nicht an und sind zu klein, um gelesen zu werden. Die Aufmerksamkeit der Nutzer wird nicht zielgerichtet gelenkt; Bezahlvorgänge brauchen zu lange, um zu laden. Das Ausfüllen von Formularen, oder das Klicken auf bestimmte Schaltflächen ist oft nur mit Kleinkinderhänden zu bewerkstelligen. Und das sind nur einige wenige Punkte, wenn es um Templates und ihre Benutzerfreundlichkeit geht. Alle diese Probleme können durch ein responsives Webdesign – und einer automatischen Anpassung an verschiedene Bildschirmgrößen des Browsers – vermieden werden.

Aber es kommt nicht nur auf responsives Webdesign alleine an. Ein Onlineshop kann responsiv sein, aber dennoch nicht sein volles Potenzial auf dem betreffenden Gerät ausschöpfen.

Alle Texte und Bilder müssen perfekt ausgewählt sein, um die Erwartungen der Zielgruppe an die mobile Website zu erfüllen. Im nächsten Schritt stellt sich die Frage, wie man die Aufmerksamkeit des Kunden lenkt und ihn dazu veranlasst, auf der Seite zu bleiben und zu interagieren. Aufgrund des geringen Platzes auf dem Bildschirm ist die Steuerung oft eingeschränkt und hinter dem sogenannten „Hamburger-Menü“-Icon (das aus drei horizontalen Balken besteht und mittlerweile Standard ist) verdeckt. Das Problem ist: Wenn es außer Sicht ist, verwenden es die Nutzer nicht, um zu browsen oder zu interagieren. Wenn der Startbildschirm also nicht dazu verführt, sich den Shop genauer anzusehen, verlassen ihn Kunden auch schnell wieder.

Warum ist das wichtig?

Das hier behandelte Thema wäre weit weniger dringlich, wenn Kunden ihrem Desktop treu bleiben und nur gelegentlich mobil browsen würden. Aber die Zahlen beweisen etwas Anderes. Tatsächlich ist der Internetverkehr von Laptops und Desktops innerhalb von 12 Monaten um 11% gesunken, während er auf Mobilgeräten um ganze 40% angestiegen ist (32% Smartphones + 8% Tablets).

Aber kann es uns nicht eigentlich egal sein, von welchem Endgerät ein Verbraucher letzten Endes seine Bestellung aufgibt? Nein, kann es nicht. Denn die Verbraucher geben ganz klar den Mobilgeräten den Vorrang.

Smartphones sind inzwischen fest in unseren Alltag integriert und schnell zur Hand. Das bedeutet auch: Kunden verlangen nach dem mobilen Kanal, und sie werden ihn auch nutzen. Wenn Verbraucher mit Ihrem Angebot unzufrieden sind, werden sie sich für die Konkurrenz entscheiden (vorausgesetzt natürlich, dass es dort besser funktioniert). Ein weiteres Szenario wäre: Kunden bauen ihre Einkaufsaktivitäten auf den großen Plattformen, wie z.B. Amazon aus, die einen exzellenten Service und leicht zu bedienende Apps bieten.

5 Tipps für mehr Erfolg im Mobile Commerce

  1. Seien Sie responsiv! Auch dann, wenn Sie bereits eine mobile App anbieten. Verbraucher sehen sich auf ihren Mobilgeräten Produkte und Dienstleistungen an – und diese Chance sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
  2. Bieten Sie ein mobiles, handliches Design und seien Sie dabei kreativ!
    (Denken Sie daran: Das Hamburger-Menü-Icon ist weit verbreitet, aber nicht die ideale Lösung für die Navigation auf einer Webseite.)
  3. Bieten Sie einen echten Vorteil, der das mobile Format für Kunden attraktiv macht und die Verweildauer auf Ihrer Seite unterstützt.
  4. Arbeiten Sie an Ihren Inhalten und sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Kunden wie zuhause fühlen; das heißt: perfekt betreut und individuell verstanden, und zwar auf allen Geräten.
  5. Egal, ob Sie mehrere Kanäle nutzen oder nur online aktiv sind – bei der Integration von weiteren Kanälen sollte Sie so vorgehen, dass es für Ihr Geschäftsmodell und Ihre Unternehmensziele am vorteilhaftesten ist; und seien Sie konsequent. Ihr Geschäftsmodell und Ihre Strategie, sollten das Nutzererlebnis und zusätzliche Services und Leistungen stets im Blick haben.

Quellen:

https://www.slideshare.net/slideshow/embed_code/71406287(EN, Digital in 2017: Western Europe [Digital im Jahr 2017: Westeuropa])

https://wearesocial.com/de/Special-Reports/global-digital-report-2017-digital-ist-deutschland(DE)

OXID eSales (Reponsive Visual) [Onlineshop für E-Commerce]