Es ist noch nicht lange her, seit Artificial Intelligence zwar als vielversprechende Technologie angesehen wurde, allerdings auch als eine Technologie, deren Investition und Wertschöpfung nur Hitech-Unternehmen oder Branchenriesen wie Google oder Tesla zur Verfügung stand.

Diese Ansicht ist dabei, zu verschwinden. Die größte Hürde im AI-Marketing ist heutzutage das (Fehlen des) Verständnisses seines wahren Werts inmitten einer Vielzahl von großen Versprechungen und weit verbreiteten Missverständnissen.

Die Geschichte von AI reicht weiter zurück als die meisten Menschen ahnen. Doch die eigentliche Entwicklung moderner AI wurde in den 1950er-Jahren durch den Turing-Test beschleunigt. Dieser stellte einen Maßstab dar, mit dem sich die Intelligenz einer Maschine quantifizieren ließ.

Ein Sprung ins Jahr 2010: Microsoft beginnt damit, menschliche Körperbewegungen mittels 3D-Kamera und Infrarotdetektoren zu erfassen. Im Jahr 2011 besiegt IBMs Watson zwei Jeopardy! -Meister und Apple launcht Siri. 2014 bringt Amazon Alexa heraus. 2015 erfolgt der berühmte Sieg des von Google DeepMind entwickelten AlphaGo im Go-Spiel. In den Jahren 2017 und 2018 launchen Facebook, Google, Samsung und Alibaba AI-Technologien.

In den vergangenen fünf Jahren haben außerdem Marketer damit begonnen, AI zu verwenden, um auf vielfältige Weise Wert zu erzeugen. Die vierte industrielle Revolution ist da, und sie entwickelt sich rasant.

Wie Marketer mit AI neue Insights erschließen

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Was ist Artificial Intelligence und was bedeutet sie für Marketer im E-Commerce?

Artificial Intelligence ist ein Sammelbegriff, der Algorithmen, Technologien und Techniken umfasst, die Computern oder Maschinen die Fähigkeit verleihen, auf menschliche oder übermenschliche Art & Weise Schlüsse zu ziehen.

Marketer sehen bereits seit Jahren, dass die Massensegmentierung und der pauschale Versand von E-Mails nicht das Bedürfnis ihrer Kunden nach echter Personalisierung erfüllt. Und Datensegmentierung ist nicht der Grund, aus dem viele kreative Menschen in die Marketingbranche gegangen sind.

Wenn es so etwas wie eine Wunderwaffe gibt, die Marketern die Zeit für Kreativität zurückgibt und gleichzeitig Personalisierung ermöglicht, ist es AI. Doch um diese Personalisierung auch wirklich umsetzen zu können, müssen wir eine „Revolution“ akzeptieren.

Artificial Intelligence versetzt Marketer, Entwickler und Erfinder in die Lage, die Wirkungskraft von Daten voll zu erschließen und in nützliche Tools und Informationen für große Empfängergruppen zu transformieren – allerdings auf einem individuellen Level.

Von einem innovativen Standpunkt aus betrachtet, haben Unternehmer AI jahrelang verwendet, um ihr Geschäft voranzubringen. Jeff Bezos hat die Art und Weise, wie Kunden einkaufen, neu geformt und ihre Erwartungen an die Interaktion mit Marken neu ausgerichtet. Bei Amazon Prime und Alexa ist dies offensichtlich. Elon Musk sieht AI als ein Mittel, das es uns ermöglicht, mit selbstfahrenden Autos von A nach B zu gelangen.

Diese AI-Pioniere weisen die Richtung und Marketer folgen ihnen auf ihrem Weg.

Artificial Intelligence ist die treibende Kraft hinter der sogenannten „vierten industriellen Revolution.”

AI setzt im Marketing neue Maßstäbe

Im Marketing gibt es eine Reihe von Unterarten der AI, darunter Machine Learning, Deep Learning und NLP, um nur einige zu nennen.

Artificial Intelligencer Machine learning
Quelle: Marketing Artificial Intelligence Institute

Als Grundlagentechnologie hilft AI Marketern, die Macht der Daten voll zu erschließen und in nützliche Tools und Informationen für Zielgruppen, Kunden und Nutzer zu transformieren.

Jim Sterne“AI ist nicht das, was wir in Filmen sehen – die Science-Fiction-Vorstellung einer Maschine, die wie ein Mensch agiert. Es handelt sich stattdessen um Maschinen, die Dinge auf eine interessante Art und Weise tun, da sie neuartig programmiert wurden … Marketer werden hauptsächlich mit Machine Learning zu tun haben. Stellen Sie sich darunter einfach den nächsten Schritt von Computer-Fähigkeiten vor.”

Jim Sterne • Keynote-Speaker, Autor, Gründer, eMetrics Summit, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender, Digital Analytics Association • @jimsterne

Das größte Hindernis ist nicht ein Mangel an Erfindungsreichtum oder Entwicklungen. Es sind gehypte und aufgebauschte Erwartungen und ein allgemeines, umfassendes Missverständnis über das konkrete Potenzial. Wir wollen uns den „fünf Ps“ zuwenden, um die tatsächliche Anwendung von AI zu verstehen.

Praktische Anwendung von AI: die 5 Ps

Paul Roetzer, Gründer des Marketing AI Institute, prägte den Begriff der „5 Ps des AI-Marketing“. Es handelt sich dabei um Planung, Produktion, Promotion, Personalisierung und Performance. Diese Begriffe umfassen das Spektrum der meisten Anwendungsfälle für moderne Marketer, die AI-Lösungen implementieren möchten.

  1. Planung → Hilfe bei der Erarbeitung und beim Aufbau von intelligenten Strategien
  2. Produktion → Kuratieren von Inhalten für Zielgruppen
  3. Promotion → Umsetzung intelligenter kanal- und geräteübergreifender Werbemaßnahmen
  4. Personalisierung → Automation, Ausrichtung von Inhalten, Bereitstellung von Produktempfehlungen
  5. Performance → Umwandlung von Daten in konkrete Erkenntnisse

Roetzer zufolge ist es wichtig, AI zu verstehen, da sie Tag für Tag die gegenwärtige und künftige Arbeit von Marketern ändern und erweitern wird.

Paul Roetzer“Der Großteil unserer Arbeit besteht darin, vorauszusagen, was funktionieren wird, und zu analysieren, was wir tun — all dies sind Dinge, die AI verbessern kann … Doch Marken müssen akzeptieren, dass AI keine Magie ist, mit der plötzlich alles besser wird. Wir müssen uns an Veränderungen gewöhnen, wie wir sie als Marketer niemals zuvor gesehen haben. Und wir benötigen Systeme, die auf der Suche nach Möglichkeiten sind, unseren Endkunden einen Mehrwert zu bringen.”

Gründer und CEO, PR 20/20 & Gründer, Marketing Artificial Intelligence Institute@paulroetzer

Marken wie Netflix sind Pioniere bei der Personalisierung von Empfehlungen und der Verbesserung des Kundenerlebnisses auf der Grundlage dessen, was Zuschauer mit großer Wahrscheinlichkeit sehen wollen.

Unternehmen wie Uber machen sich AI für dynamische Preisgestaltung zunutze und optimieren Fahrtkosten nach Kontext, Nachfrage und anderen Variablen. Einzelhändler personalisieren Inhalte mit 1:1-Kampagnentargeting und Anzeigenplatzierungen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dies hilft, die Relevanz zu erhöhen, indem die individuellen Vorlieben eines jeden Kunden befriedigt werden.

E-Commerce-Marken, die AI implementieren, konzentrieren sich hauptsächlich auf die drei letzten Ps: Promotion, Personalisierung und Performance. Diese wollen wir uns genauer ansehen.

Promotion

Es gibt mehrere Arten, wie AI E-Commerce-Teams bei Werbemaßnahmen hilft. Dazu zählen:

  • Dynamische Preisgestaltung und Incentive Recommendation.
  • Prognosen zur Nutzung von Incentives.
  • Aufspüren abwandernder Kunden.
  • Next-Best-Produktempfehlungen. Kanalübergreifende Produktangebote auf der Grundlage der höchsten Kaufneigung einer Person.
  • Automatische Replenishment-Erinnerungen.

Personalisierung

Personalisierung ist keine isolierte „Einzeltaktik“. Sie stellt eine Grundlage von AI-fähigen Lösungen dar. Hier einige Beispiele für Personalisierung in der Praxis:

  • Personalisierte E-Mail-Inhalte. E-Mails können zur optimalen Sendezeit für jede Person verschickt werden und können zur Öffnungszeit dynamische Inhalte enthalten. Sie können beispielsweise eine getriggerte E-Mail-Kampagne mit Produkt- und Contentempfehlungen initiieren, die für jeden individuellen Nutzer optimiert ist – diese jedoch nur auf Nutzer ausrichten, die Ihre Website durchstöbert und nichts gekauft haben und die mit Ihrer Google AdWords-Kampagne oder Retargeting-Kampagne auf Facebook/Instagram interagiert haben.
  • Web-Interaktionen. Sparen Sie Geld bei CRM Ads, indem Sie Personen mit hoher Besuchswahrscheinlichkeit ausschließen oder über verschiedene Kanäle inaktive Webbesucher ansprechen.

Performance

Die Analyse von Kampagnenerfolgen sowie die Wertprognose sind grundlegende Funktionen von AI. An welcher Stelle ist das wichtig?

  • RFM-Modelling (Aktualität, Häufigkeit und Geldwert). Diese Analyse hilft in großem Maßstab zu evaluieren, welche Kunden den höchsten Wert haben.
  • Prognose von Customer Lifetime Value (CLTV), Akquirierungskosten oder Abwanderung, um besser zu verstehen, für welche Kunden Geld ausgegeben werden sollte.
  • Verhaltenspsychologie, um die geeignetste Botschaft (den Grund für einen Kauf) für Individuen zu finden.

Auf diese Weisen hilft AI Marketern, sich von einem kanalzentrierten Ansatz hin zu einem Ansatz zu entwickeln, der den Kunden in den Mittelpunkt stellt. AI ermöglicht eine skalierbare, reproduzierbare und vollautomatische Orchestrierung von Kampagnen auf allen Kanälen. Dabei wird der Maschine die Bürde auferlegt, die Aufgaben auszuführen, für die sie am besten geeignet ist.

Ashwin Ram
“Wir bewegen uns im Marketing weg von einer Einstellung, die den Kanal in den Mittelpunkt stellt, hin zu einer kundenorientierten Ausrichtung. Marketing bestand früher aus Interaktionen, bei denen eine einzelne Person zu vielen Personen sprach. Man entwickelte eine Reihe von Botschaften und suchte einen Weg, diese zum Publikum zu bringen. Jetzt bewegt sich Marketing in die Richtung von Einzelgesprächen. Wir wollen hoch personalisierte, individuelle Interaktionen mit Menschen umsetzen, und zwar so, dass Zeitpunkt, Ort und Thema ganz den Wünschen des Individuums entsprechen. Wir benötigen AI, um die komplexe Welt zu verstehen, in der wir leben – und um mit Menschen dort zu interagieren, wo sie sich befinden, ohne aufdringlich zu sein. Für das Marketing ist dies ein großer Gewinn!”

Ashwin Ram • Technischer Direktor für AI, Google, AI-Forscher und Unternehmer • @ashwinram

Bereit für AI?

Eine Reihe subjektiv empfundener Blockaden hat E-Commerce-Unternehmen davon abgehalten, AI-Lösungen zu testen oder zu erproben. Dazu zählen:

  • Ein subjektiv empfundener Mangel an technischen Fähigkeiten im Team
  • Komplexe oder unflexible Geschäftsprozesse wie der Zugriff auf eine zentrale Customer Data Plattform für eine ganzheitliche Kundenansicht
  • Interner Unwille oder Zögern gegenüber einer relativ unerprobten Technik
  • Unsicherheiten in Bezug auf das Zusammenwirken bestehender Technologien und dem Einfluss von AI auf diese Technologien
  • Missverständnisse oder Ängste, die Kundenkommunikation einer Maschine zu „überantworten“

Dennoch glauben 88% aller Marketer, dass AI die Marketingbranche neu erfinden wird oder dies bereits getan hat. Diese Marketer wissen etwas, das die übrige Minderheit nicht weiß: dass AI bereits jetzt einen nachweisbaren Einfluss hat.

Für Marketingfachleute revolutioniert AI die operative Umsetzung von Content, Kampagnen und Kommunikation. Intelligente Automation erledigt manuelle, untergeordnete Aufgaben, da die Maschine sie besser ausführt, als ein Mensch dies je könnte.

Doch das ist nicht alles – Führungskräfte können auch erstmals AI einsetzen, um korrekte Prognosen zu Customer Value, Wachstum und Umsatz zu erhalten. Und all dies, während sie ihre Ausgaben optimieren und Kanäle mit getätigten Investitionen und ROI verknüpfen.

Für diejenigen, die bereit sind, AI einen Vertrauensvorschuss einzuräumen, bietet sie revolutionäre Möglichkeiten. Ob es uns gefällt oder nicht: AI ist gekommen, um zu bleiben. Die einzige Frage lautet: Sind Sie bereit?

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