„Du bist zu emotional.“ Das hören viele Frauen nur allzu oft.

Aber was bedeutet das? Und warum werden Emotionen als etwas angesehen, das die Fähigkeit einer Frau, ihre Arbeit zu erledigen, eher behindert als fördert?

„Emotional“ ist eine Bezeichnung, die ich versucht habe zu vermeiden (nicht sehr erfolgreich, wie ich hinzufügen sollte). Das Wort selbst hat eine negative Konnotation, besonders wenn es dazu verwendet wird, die Gedanken, Herausforderungen oder Entscheidungen einer Frau zu beschreiben. Männern hingegen wird nicht vorgeworfen, emotional zu sein. Wenn sie mit ihrem Herzen handeln, sind sie einfach leidenschaftlich, stark, durchsetzungsfähig oder werden mit einer Reihe anderer, positiver Adjektive bedacht. Emotional zu sein, wird umbenannt, es ist nicht mehr irrational, sondern einfach „aus dem Bauch heraus“.

Frauen wird dieser Luxus oftmals vorenthalten. Wenn Frauen Emotionen zeigen, werden sie plötzlich beschuldigt, „herrisch“ oder „schwierig“ zu sein. Am Arbeitsplatz ist „emotional“ gleichbedeutend mit „irrational“ und „unlogisch“, und diese negativen Assoziationen, die mit dem Begriff „Emotionen“ verbunden sind, haben Frauen lange Zeit in ihrer beruflichen Laufbahn behindert. Selbst im Jahr 2022 kann es vorkommen, dass Frauen, die Emotionen zeigen, beschuldigt werden, nicht rational, strategisch oder entscheidungsfreudig zu sein – aber das entspricht nicht der Realität.

Deshalb lasse ich jetzt als CEO eines internationalen Unternehmens meine Emotionen aktiv sprechen. Es kommt darauf an, wie ich denke und wie ich fühle, denn nur so kann ich die bestmöglichen Entscheidungen für mein Unternehmen und meine Mitarbeiter*innen treffen.

Auto-Magic

Dass ich CEO eines Technologieunternehmens werde, war ursprünglich nicht geplant. Ich hatte Englisch studiert, wollte Jura studieren und hatte zur Finanzierung des Studiums einen Job im Marketing angetreten.

Zu einer Zeit, in der noch Pressemappen gepackt wurden, habe ich bereits Einiges geändert: Ich wollte die Dinge effizienter machen, dachte darüber nach, wie man sie optimieren könnte. Und die offensichtliche Antwort darauf war Technologie. „Ich will das nicht schreiben, also müssen wir es automatisieren“, oder „lass uns Datenbanken statt Notizbücher verwenden“. Ich fand Systeme, die dafür sorgten, dass die Dinge funktionierten, und nicht nur einfach liefen: eine frühe und einfache Form der „digitalen Transformation“.

Das lag nicht nur daran, dass ich mich mit Technik auskannte, sondern auch an meiner Fähigkeit mit positiven Emotionen auf Schwierigkeiten zu reagieren – Frustration, Entschlossenheit, Optimismus und Neugier. Um Manager davon zu überzeugen, Systeme zu übernehmen und zu implementieren, war emotionales Durchhaltevermögen erforderlich.

Diese Gefühle sind allesamt gesunde und wirksame Instrumente, um Wandel zu bewirken.

Macht und Vorurteile

In der heutigen Arbeitswelt fand ein Paradigmenwechsel statt: Es gibt so viel Technologie und Automatisierung, dass wir das menschliche Element schützen müssen. Als Marketer wissen wir nur zu gut, dass Kopien von Kampagnen die Kund*innen abschrecken, weil sie so mechanisch und emotionslos wirken.

Als CEO bestimme ich die Firmenkultur bei Emarsys, und zwar über die Gewährleistung der Lohngleichheit hinaus (was übrigens der Fall ist).

Für mich geht es darum, wie wir kommunizieren – wir müssen unsere Emotionen am Arbeitsplatz zeigen, schützen und feiern. Wir haben durch unsere Arbeit eine menschliche Beziehung zu Kolleg*innen, Kund*innen und Kontakten, und wir müssen mit ihnen emotional interagieren und dies wertschätzen.

Freund*innen und Verbündete

Wir müssen uns bewusst machen, dass ich mich nicht nur auf meine Macht als CEO – und als Frau – verlassen kann, um Veränderungen zu bewirken. Frauen brauchen Verbündete. Wir brauchen Fürsprecher*innen auf der anderen Seite des Zauns, die mit gutem Beispiel vorangehen können.

Ich hatte das Glück, auf meinem Weg mehrere Verbündete zu haben, viele von ihnen hier bei Emarsys – von Mo Awada, unserem wunderbaren CSO, bis zu Tom Harris, unserem SVP Revenue & General Manager und Byron Pitney, unserem CTO.

Jetzt liegt es also an Ihnen, die Macht der Frauen und auch Emotionen als Katalysator für positive Veränderungen anzuerkennen und zu feiern.